Regensburg - Bayreuth

 

Der Tag wird begleitet von allerlei Fließgewässer. Wir verlassen die Hauptstadt der Oberpfalz, Regensburg, entlang des längsten Flusses der Oberpfalz (190,9 km), dem Regen. Seine Quellen befinden sich im Böhmerwald und Rachelwald. Bei Pulling zwischen Bad Kötzting und Blaibach fließen schließlich Weißer Regen und Schwarzer Regen zusammen und bilden den Regen, wie wir ihn kennen. Der Fluss ist sehr fischreich – es werden 30 Arten aufgezählt, die hier nicht alle genannt werden sollen.

 Schon hinter Teubitz, einer 7300 Einwohner-Stadt, treffen wir auf die Naab. Ihr Name leitet sich vom Indogermanischen Wort nebh ab, was passend „feucht“ oder „Wasser“ bedeutet. Sie mündet 5 km westlich des Regen in die Donau, doch das war nicht immer so. Bis 1304 mündete die Naab noch in den Regen. Infolge einer Flutkatastrophe verlagerte sich die Mündung jedoch mehrere Kilometer nach Westen auf ihren heutigen Punkt. Wir folgen der Naab über etwa 50 km bis 9 km südlich von Weiden, wo sich Haidenaab und Waldnaab vereinigen. Dabei kommen wir unter anderem an Schwandorf vorbei. Die große Kreisstadt besitzt 28.500 Einwohner und wird schriftlich erstmals um 1006 als Suainicondorf (slawisch: Burschendorf) erwähnt. Die Naab ist der Mittelpunkt Schwandorfs. In der flachen Schwandorfer Bucht teilt sich der Fluss in drei Arme und ist so niedrig, dass eine bequeme Furt durch das Wasser möglich ist. Bereits zur Römerzeit war die Naab daher ein wichtiger Handelsweg von Süden nach Norden, zum Beispiel für Salz, mit welchem besonders die Fische der Naab eine beliebte Handelsware wurden. Neben mit Wasserkraft angetriebenen Mühlen bewirtschaftete man zahlreiche natürliche und künstliche Weiher, wie die im Charlottenhofer Weihergebiet. Das 862 ha große Areal nördlich von Schwandorf besteht aus den Resten eines alten Teichgebietes und ist seit 1988 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Hier, in Schwimmblatt-, Verlandungs-, Moor- und Bruchwaldgesellschaften rasten und brüten unter anderem gefährdete Vogelarten.

 Wir kreuzen noch die kleinen Städtchen Schwarzenfeld, Nabburg und Pfreimd mit ihren jeweils 6000 Einwohnern bis wir schließlich in Unterwildenau ankommen. Hier, in der 3424 Einwohner starkem Kommune Luhe-Wildenau vereinigen sich Waldnaab und Haidenaab. Wir folgen von nun an der 69,1 km langen Haidenaab, welche im Südrand des Fichtelgebirges bei Kirchenpingarten entspringt. Dabei kommen wir am Truppenübungsplatz Grafenwöhr vorbei. Er wurde 1908 gegründet und nach der Besetzung am 19.04.1945 durch die 11. US-Panzerdivision am 01.07.1978 ins Stadtgebiet Grafenwöhr eingemeindet. Das deutsch-amerikanische Volksfest auf dem Truppenübungsplatz, welches vom 04.-06.08.17 stattfindet, wird leider schon vorbei sein, wenn ihr dort sind. Kurz bevor wir Bayreuth erreichen, besuchen wir noch Creußen mit seinen 4900 Einwohnern. Wichtigster Wirtschaftszweig des ländlich geprägten Orts war bis in die 1930er Jahre das Handwerk. Bekannt ist die Stadt für die dort gefertigten Krüge und tatsächlich kann man hier auch ein entsprechendes Krügemuseum besuchen.

 Aber nun zu Bayreuth, dem Start- und Zielpunkt der Deutschlandtour. Über einen Monat sind wir durch die ganze Bundesrepublik geradelt und haben alle möglichen Gerichte gegessen und unmöglichen Dinge gesehen. Wir sind mit dem Rad verwachsen, haben unsere Heimat und uns selbst besser kennen gelernt und sind nun wieder zu Hause! Zu Hause in der Wagner-Liszt-Jean Paul-Festspiel-Universitätsstadt Bayreuth, zusammen mit seinen 72.150 Einwohnern – um ein ordentliches Schäufele und Maisel‘s Weisse zu genießen.

 „Was ist für Sie das vollkommene Glück?“ – „Bayreuth (Ankunft)“. „Das größte Unglück?“ – „Bayreuth (Abfahrt)“ -- aus einem Interview mit Loriot

 Ausgesprochen wird der Name [baɪ̯ˈrɔʏ̯t] und setzt sich aus den zwei Teilen Baier (Zuwanderer aus dem bairischen Siedlungsraum) und -rute (Rodung) zusammen, doch sicher bewiesen ist das nicht. Das „y“ im heutigen Namen, welcher seit 1625 im Kulmbacher Bürgerbuch belegt ist, entwickelte sich erst später und soll wohl spezielle bayerische Interessen sichtbar machen, wobei Bareith (wie Markgräfin Wilhelmine es nannte) erst seit 1810 zu Bayern gehört. Bayreuths Zentrum liegt mit etwa 340 m ü.NN mehr als 100 m tiefer als die meisten umliegenden Höhenzüge und wird so durch sie in einen Talkessel eingerahmt, was sich günstig auf das Klima auswirkt. Der Stadtteil Altstadt (früher Altenstadt) ist vermutlich älter als die Siedlung Bayreuth selbst, welche 1231 erstmals in einer Urkunde mit Stadtstatus erwähnt wird und 1421 erstmals auf einer Landkarte erscheint.

 Einen Höhepunkt der Stadtgeschichte erlebte Bayreuth in der Regierungszeit (1735–1763) des Markgrafenpaares Friedrich und Wilhelmine von Bayreuth, der Lieblingsschwester Friedrichs des Großen. In dieser Zeit entstanden viele der repräsentativen Bauten und Anlagen Bayreuths: das markgräfliche Opernhaus, das neue Eremitage-Schloss mit seinem Sonnentempel, das neue Schloss mit Hofgarten, sowie die prächtige Stadterweiterung in der heutigen Friedrichstraße. Es entstand eine eigenständige Variante des Rokoko, das sogenannte Bayreuther Rokoko, das vor allem die Innenarchitektur der erwähnten Bauten prägte. Markgraf Friedrich hielt sein Fürstentum aus den zu dieser Zeit wütenden Kriegen seines Schwagers Friedrichs des Großen erfolgreich heraus und bescherte dadurch dem Fränkischen Reichskreis eine Friedenszeit. Die Herrschaft der Hohenzollern über das Fürstentum Kulmbach-Bayreuth endete im Jahre 1806 nach der Niederlage Preußens gegen das napoleonische Frankreich. Am 30. Juni 1810 übergab die französische Armee das ehemalige Fürstentum an das mittlerweile zum Königreich aufgestiegene Bayern, das es für 15 Millionen Francs von Napoleon gekauft hatte.

 1870 besuchte Wagner das erste mal Bayreuth, fand jedoch im Opernhaus nicht das passende Ambiente für seine Aufführungen. Die Stadt stellte ihm ein Grundstück auf dem Grünen Hügel zur Verfügung und 13. August 1876 wurde das Bayreuther Festspielhaus eröffnet.

 Die Universität wurde nach dem Beschluss des bayerischen Landtages erst 1971 gegründet und nahm 1975 ihren Betrieb auf. Die 1742 in Bayreuth gegründete Friedrichs-Akademie wurde auf Grund von Protesten der Bevölkerung schon 1743 nach Erlangen verlegt und besteht dort bis heute. Der Campus der Universität befindet sich auf einem ehemaligen Exerzierplatz und die Schwerpunkte der Lehre liegen auf Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Afrikanistik, Materialwissenschaften, Biowissenschaften, Bio- und Umweltingenieurwesen. Zudem gibt es die seltenen Studiengänge Gesundheitsökonomie, Sportökonomie und den Bachelor-Studiengang Philosophy & Economics.

 Und...

 „Ich denke immer noch, irgendwann einmal sitzen wir alle in Bayreuth zusammen und begreifen gar nicht mehr, wie man es anderswo aushalten konnte.“  -- von Friedrich Nietzsche