Neuburg a. d. Donau - Regensburg

 

Am heutigen Tag begleiten wir die 2857 km lange Donau für 100 km. Nach der Wolga ist sie der zweitgrößte und -längste Fluss Europas. Entsprungen im Schwarzwald durchfließt sie Deutschland, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Moldawien und die Ukraine um im ausgedehnten Donaudelta ins Schwarze Meer zu münden. Die wichtigsten Zuflüsse sind die Iller, der Lech, die Isar (rechtsseitig), der Inn, die Wörnitz, die Altmühl, die Naab und die Regen (linksseitig). „Iller, Lech, Isar, Inn fließen rechts zur Donau hin; Wörnitz, Altmühl, Naab und Regen kommen ihr von links entgegen.“

 Im 7. Jahrhundert v. Chr. segelten die Griechen flussaufwärts entlang der Donau bis zum Eisernen Tor, einer felsigen Kataraktstelle voller Untiefen an der heutigen Grenze von Rumänien und Serbien. Den ihnen bekannten Unterlauf nannten sie Istros. Dem Oberlauf gaben die Römer später den keltischen Namen Danuvius, den Name des personifizierten „Flussgottes“ der Donau.

 Neben dem Rhein im Westen ist die Donau im Südosten für Deutschland, aber vor allem für Europa, von großer geografischer, historischer und kultureller Bedeutung, denn sie ist schon immer nicht nur militärische und kommerzielle Hauptschlagader, sondern auch politische, kulturelle und religiöse Grenze zwischen Morgen- und Abendland. Unter den Römern bildete die Donau fast von der Quelle bis zur Mündung die Grenze zu den Völkern im Norden und war zugleich Route für Truppentransporte sowie für die Versorgung der stromabwärts gelegenen Siedlungen. Zwischen 1096 und 1099 wurde sie als Route für den ersten Kreuzzug des Abendlandes genutzt und 340 Jahre später nutze das türkische Heer den gleichen Weg auf ihrem Feldzug nach Südosteuropa. Im Jahr 1529 erreichten die Türken Wien (damals das Zentrum Mitteleuropas), belagerten es und wurden geschlagen. Im Friedensvertrag von Versailles nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Donau 1919 zusammen mit Elbe, Memel und Oder zum Internationalen Fluss erklärt.

 Auf unserem Weg treffen wir, bald nachdem wir aufgebrochen sind, auf die Autostadt Ingolstadt. Mit 132.400 Einwohnern ist Ingolstadt eine Großstadt und gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten Deutschlands. Die erste schriftliche Erwähnung Ingolstadts findet sich in der Reichsteilungsurkunde Karls des Großen vom 6. Februar 806, als villa Ingoldesstat, der Stätte des Ingold und erhielt 1250 die Stadtrechte. 1472 gründete Herzog Ludwig IX. (der Reiche) von Niederbayern mit päpstlichem Privileg die erste bayerische Universität. Die Errichtung der Universität Ingolstadt bedeutete den Zuzug von etwa 600 Universitätsangehörigen und somit eine nicht unbeträchtliche Stärkung der Wirtschaft. Da Ingolstadt sich zum Hauptort der Gegenreformation erhob, allen voran der Ingolstädter Professor Johannes Eck, erlangte vor allem die theologische Fakultät der Universität Bekanntheit. Anfang und Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dann vor allem die medizinische Fakultät aufgebaut und erlangte europaweite Bedeutung. 1773 wurde nach der Auflösung des Jesuitenordens das Jesuitenkolleg Ingolstadt geschlossen. Mit dem Einzug der französischen Revolutionsarmee im Juli 1799 verlor die Stadt mit der Festung und der Universität ihre beiden wichtigsten Einrichtungen. Dadurch verzeichnete Ingolstadt einen starken Rückgang der Einwohnerzahlen. Dass es heute zu den am stärksten wachsenden Städten Deutschlands zählt, liegt vor allem an der allgemein günstigen Lage und guten Verkehrsanbindung.

 Wirtschaftlich geprägt ist die Stadt vom produzierenden Gewerbe, was sein hoher Anteil von 59,0 % an der Bruttowertschöpfung zeigt, denn Ingolstadt ist mit Audi der wichtigste Standort der deutschen Automobilindustrie. Audi war ursprünglich ein Kraftfahrzeughersteller, der 1909 im westsächsischen Zwickau gegründet wurde und seit 1932 zur Auto Union AG Chemnitz gehörte. Die Aktiengesellschaft wurde in der Sowjetischen Besatzungszone durch die russische Besatzungsmacht demontiert und nach dem Willen der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges entschädigungslos enteignet. Die in die damalige Trizone vertriebenen Konzernführungskräfte der Auto Union erreichten danach mit Krediten der bayerischen Staatsregierung und Marshallplan-Hilfen in Ingolstadt die Neugründung der Auto Union. Aus der Fusion der Auto Union GmbH mit der NSU Motorenwerke AG ging 1969 die Audi NSU Auto Union AG Neckarsulm hervor. 1985 kam der Firmensitz verbunden mit der Umbenennung in Audi AG nach Ingolstadt.

 Touristisch ist Ingolstadt eher schlecht aufgestellt, doch eventuell lohnt sich ein Blick in das Deutsche Medizinhistorische Museum, das in der „Alten Anatomie“ untergebracht ist. Es zeigt die Entwicklung der Medizin seit der Zeit des Alten Ägyptens und ist das einzige Museum dieser Art in Deutschland.

 Etwa 30 km geht es topfeben auf 360 m ü.NN weiter bis wir nach gut 60 Kilometern den Donaudurchbruch erreichen. Das Donautal wird hier von bis zu 80 m hohen Felswänden begrenzt, in denen zahlreiche kleinere Höhlen liegen. Die Donau verengt sich hier bis auf 110 m und erreicht dabei eine Tiefe von 20 m. Zu Füßen der Felsen, idyllisch an der Kiesbank des Gleithanges einer Donauschlinge, liegt das Kloster Weltenburg, eine Benediktinerabtei, die laut einer Legende 617 durch iro-schöttische Mönche nach den Regeln des Heiligen Kolumban gegründet wurde. Im 8. Jahrhundert wurden dann die Ordensregeln des heiligen Benedikt von den Weltenburger Mönchen übernommen. Bier brauen die Mönche nachweislich seit 1050 und es wird kräftig mit der Bezeichnung „Älteste Klosterbrauerei der Welt“ geworben. Das „Weltenburger Kloster Barock Dunkel“ wurde mehrfach als bestes Dunkelbier der Welt ausgezeichnet und kann im Biergarten des Klosterhofs genossen werden.

 Nach einer ausgiebigen Rast im Kloster setzen wir unseren Weg nach einer Überfahrt mit der Seilfähre auf der anderen Donauseite fort. Im Gegensatz zur Donau müssen wir uns unseren Weg über den hier liegenden Gebirgszug der südlichen Frankenalb bahnen, wobei wir gut 100 Höhenmeter überwinden müssen und noch einmal auf 460 m. ü. NN. kommen. Wir passieren die Befreiungshalle bei Kelheim, ein Denkmal auf dem Michelsberg oberhalb der Stadt, die 1842 bis 1856 nach Auftrag von Ludwig I. im Andenken an die gewonnen Schlachten gegen Napoleon in den Jahren 1813 bis 1815 errichtet wurde. 18 Kolossalstatuen mit 5,8 m Höhe an ihrer Außenseite stehen für deutsche Volksstämme und Regionen, was auch hervorragend zum Konzept der ganzen Radtour passt. Unmittelbar nach der folgenden Abfahrt erreichen wir dann Kelheim auf 343 m ü.NN. Das kleine Kehlheim mit 16.300 Einwohnern wird erstmals 866 erwähnt und kam im 11. Jahrhundert in den Besitz der Wittelsbacher. Durch deren bevorzugte Förderung entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen Warenumschlagsplatz für Wein, Salz, Fisch, Vieh, Steine und Holz. Sehenswert sind das Wipfelsfurt und Klösterl und „Weisses Brauhaus“, welches 1607 gegründet wurde und die älteste noch existierende Weißbierbrauerei Bayerns ist.

 Und dann sind wir auch schon in Regensburg. Die 145.500 Einwohner starke Stadt ist die viertgrößte Stadt Bayerns und Hauptstadt des Regierungsbezirks Oberpfalz. Die Stadt liegt am nördlichsten Punkt der Donau und an der Mündung von Naab und Regen. Im Stadtgebiet stoßen vier sehr unterschiedliche Natur-Großräume aneinander, der Fränkische Jura, der Bayerische Wald, die Donau-Ebene und das niederbayerische Tertiär-Hügelland. Dadurch liegt die Stadt in einer klassischen „Pfortenlage“, einer Übergangsstelle zwischen topographischer Enge und Weite. Die Donau verlässt dort das Hügel- und Bergland und fließt in die Donau-Ebene.

 Auf Anordnung von Kaiser Mark Aurel wurde 175 das Legionslager Castra Regina errichtet. Von seiner Einweihung im Jahre 179 n. Chr. ist heute noch die steinerne Inschrift erhalten, die sich einst über dem Osttor befand und als die Gründungsurkunde Regensburgs gilt. Regensburg ist eines der ältesten Bistümer Deutschlands und auch wenn sie als Reichsstadt ab 1542 protestantisch war, blieb die Stadt immer katholische Bischofsstadt, obwohl sie zeitweise von anderen Bistümern mitverwaltet wurde. Durch Fernhandel bis Paris, Venedig und Kiew erlebte die Stadt ihre wirtschaftliche Blütezeit. Sie war damals eine der wohlhabendsten und Einwohner-stärksten Städte Deutschlands. Die romanische und gotische Architektur des Mittelalters bestimmt noch heute das Gesicht der Altstadt. Im 15. Jahrhundert kam es jedoch zum wirtschaftlichen Niedergang und Bankrott, denn die nur vom Fern- und Transithandel lebende Stadt hatte es im 14. Jahrhundert versäumt, das Handwerk und die Produktion von Konsumgütern zu fördern, wie es in Nürnberg geschehen war. Die Stadt war so arm, dass sie das dem Kaiser Friedrich III. nicht das eingeforderte Geld für dessen Krieg gegen die Türken zahlen konnte. Als der Herzog Albrecht IV finanziell aushielf, gewann die Bevölkerung eine zunehmende probayerische, antikaiserliche Stimmung. Im Juli 1486 wurde der völlige Anschluss der Stadt an das Herzogtum Bayern mit einem Übergabevertrag durchgesetzt und Albrecht IV zog prunkvoll in Regensburg ein. Er plante den Bau einer Herzogsresidenz und gründete die Universität. Als wichtiges Zentrum etablierte sich Regensburg durch seine Reichstage, der ab 1663 nicht mehr aufgelöst wurde und damit zum Immerwährenden Reichstag erklärt wurde. Hier tagten Gesandte aus ganz Europa; der Kaiser selbst wurde durch Prinzipialkommissare vertreten. 1748 wurde der kaiserliche Generaloberpostmeister Fürst Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis zum Prinzipalkommissar ernannt, der aus diesem Grund die Residenz seiner Familie von Frankfurt nach Regensburg verlegte. Der wirtschaftliche Nutzen für die Stadt war jedoch gering, da die Gesandten weder zoll- noch steuerpflichtig waren. 1803 fiel hier eine der letzten Entscheidungen des Reichstags: Der Reichsdeputationshauptschluss leitete die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches ein und führte unter anderem zur Säkularisation des Großteils der Klöster. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss entstand unter anderem das eigenständige Fürstentum Regensburg unter Karl Theodor von Dalberg. Dalberg behielt zwar sein Amt als Regensburger Erzbischof (bis zu seinem Tod 1817), musste aber auf Druck Napoleons Regensburg am 22. Mai 1810 an das Königreich Bayern abtreten.

 Der historische Stadtkern Regensburgs mit engen Gassen, zahlreichen Patrizierhäusern und Kapellen aus allen Kunstepochen des Mittelalters ist weitestgehend erhalten und damit die größte mittelalterliche Altstadt Deutschlands. Am 13. Juli 2006 wurde die Regensburger Altstadt mitsamt Stadtamthof und seinen 1500 denkmalgeschützten Gebäuden von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Es existieren noch einige Geschlechtertürme, sowie wenige Stadel, die in der Blütezeit des Handels als Speicher dienten.