Buckow - Mirow

 

 

Nach dem gestrigen, kürzeren Tag, müssen wir heute auf unserem Weg in Richtung Ostsee wieder mehr Kilometer abspulen. Die Route führt uns dabei hauptsächlich durch die Brandenburger Wälder und an zahlreichen See vorbei. Von Buckow aus überqueren wir zunächst die Hochfläche der Märkischen Schweiz auf gut 150 m ü.NN, bevor wir uns bergab in Richtung des Tals der Finow im Eberswalder Urstromtal rollen lassen. Wir passieren das am Nordwestrand des Oderbruchs gelegene Bad Freienwalde, das an seiner Schanze den nördlichsten Trainingsstandort des Deutschen Skiverbandes besitzt. Im Tal der Finow erreichen wir dann Eberswalde auf 25 m ü.NN. Die Stadt mit ihren 39.300 Einwohnern wird auch Waldstadt genannt, da sie auf ihrem Gebiet 1468 ha Wald besitzt. Die Finow hat sich hier sehr stark in das Eberswalder Urstromtal eingeschnitten, sodass der Grundwasserspiegel nur wenige Meter unter der Oberfläche liegt. Aus diesem Grund werden oft Pfahlbauten errichtet, welche hydrostatisch kompliziert und sehr teuer sind. Sehenswert ist das Schiffshebewerk Niederfinow, das älteste noch in Betrieb befindliche Schiffshebewerk Deutschlands. Es wurde 1934 in Betrieb genommen und überwindet einen Höhenunterschied von 36 m.

 Das Schiffshebewerk haben wir nicht nötig, uns treiben unsere Beine auf dem Weg hinauf aus dem Finowtal an. Wir erreichen nach gut 80 km die auf 50 m ü.NN gelegene Kleinstadt Zehdenick an der Havel. Die 13.410 Einwohnerstadt geht auf eine Ende des 12. Jahrhunderts errichtete Burg zurück, in deren Schutz eine Siedung entstand. 1887 wurden hier beim Bau der Eisenbahnstrecke Löwenberg – Tempin große Tonvorkommen entdeckt, die Grundlage für eine einhundertjährige Ziegeleigeschichte legten. Die hier gebrannten Ziegel konnten direkt auf dem Wasserweg nach Berlin geschifft werden. 1991 wurde die Ziegelproduktion dann eingestellt.

 Zunächst der Havel weiter folgend, erreichen wir bald den Naturpark Uckermärkische Seen, der zusammen mit dem Naturpark Feldberger Seen und dem Naturpark Stechlin-Ruppiner Land eine zusammenhängende Seenlandschaft bildet. Der Gewässerreichtum ist Grundlage für eine einzigartige Fauna, unter anderem lebt hier der Fischadler mit 30 Brutpaaren in bemerkenswerter Dichte, auch gibt es Fischotter und die europäische Sumpfschildkröte.

 Nach 120 km lädt der Große Stechlinsee zum Baden und verweilen ein. Der 412 ha große See ist mit 70 m Tiefe der tiefste See Brandenburgs und für seine exzellente Wasserqualität bekannt: So ist er der einzige oligotrophe Großsee Norddeutschlands. Sein aus dem slawischen kommender Name leitet sich von steklo ab, was Glas bedeutet. Entstanden ist er durch Verschüttung und Anstau eines Toteisblocks in einer ausgedehnten Sanderfläche. Eine starke Auswirkung auf den See hatte das Kernkraft Rheinsberg, das sein Kühlwasser zwischen 1966 und 1990 in den Stechlinsee leitete, der sich daraufhin spürbar erwärmte, was nicht ohne Folgen für Flora und Fauna blieb. Dies wird heute als Grundlage wissenschaftlicher Beobachtung genutzt. Ansonsten ist der See als Badesee und Tauchplatz beliebt. Theodor Fontane war so fasziniert von dem See, dass er ihm ein eigenes Buch, Der Stechlin, widmete. Darin heißt es: "Wenn´s draußen was Großes gibt, dann brodelt`s hier nicht bloß und sprudelt und strudelt, dann steigt ein roter Hahn auf und kräht in die Lande hinein."

 Nachdem auch wir hoffentlich fasziniert ob der Schönheit des Sees sind, durchqueren wir weiter die Neustrelitzer Kleinseenlandschaft, eine von Endmoränen begrenzte Sanderlandschaft zwischen dem Müritz-Nationalpark im Norden und dem Naturpark Stechlin-Ruppiner Land im Süden. Sie zeichnet sich durch eine Vielzahl kleinerer Seen aus, meist in Form langgestreckter Rinnenseen oder Seenketten. Einer dieser Rinnenseen ist der Mirower See an unserem Etappenziel, ein 102 ha großer, maximal 7 m tiefer See, der über eine Kette von Seen, Flüssen und Kanälen mit der Müritz verbunden ist. Der Ort Mirow mit seinen 4.000 Einwohnern entstand als Fürst Heinrich Borwin II. 1226 dem Johanniterorden 60 Hufen Land schenkte, der Name Mirow leitet sich aus einem Personennamen ab und bedeutet Frieden oder Ruhe. Das Barockschloss auf der Schlossinsel war 1748–1752 Sommerresidenz der mecklenburgischen Herzöge. Der Turm der Johanniterkirche aus dem 14. Jahrhundert kann bestiegen werden. Auf der Liebesinsel nördlich der Schlossinsel liegt der nicht vollständig verweste Leichnam des letzten Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, Adolf Friedrich VI. (1882-1918).