Mirow - Wismar

 

„Von der Seen ans Meer“, unter diesem Motto stehen die heutigen 151 km. Damit zählt die Etappe auch zu den längsten der Tour. Wir starten von Mirow und fahren nordwärts, östlich an der Müritz vorbei. Die Müritz ist mit 11.700 ha das größte Gewässer, welches vollständig in Deutschland liegt, auf seine Größe weist auch sein ursprünglich slawischer Name morzce hin, welcher Kleines Meer bedeutet. Die Müritz ist der zentrale Bestandteil der Müritz-Nationalparks, dem mit 322 km² größten terrestrischen Nationalpark Deutschlands. Geprägt wurde die Landschaft hier durch die Weichsleiszeit, bei der die Pommersche Hauptendmoräne Findlinge, Zungenbecken, Rinnen und Toteislöcher hinterließ. Dabei war die Mecklenburgische Seenplatte ursprünglich ein großer See, der sich in Folge von Seespiegelabsenkung in mehrere kleine, miteinander verbundene Seen aufteilte. 72 % der Fläche des Nationalparks sind bewaldet, 13 % entfallen auf Gewässer, 8 % auf Moor, 5 % sind Wiesen und nur 2% sind Ackerbaufläche. Aufgrund der intensiven Forstwirtschaft in DDR-Zeiten sind hauptsächlich Standort fremde Kiefern vorhanden. Seit einigen Jahrzehnten ist hier allerdings eine umfassende Renaturierung im Gang. Zur Landschaftspflege werden dabei Fjäll-Rinder und Gotlandschafe eingesetzt.

 Wir durchqueren den Nationalpark auf einem der zahlreichen Fahrradwege, durch die der Nationalpark neben Wanderwegen, Rastplätzen und Aussichtsstellen touristisch gut erschlossen ist. Nach ca. 25 km erreichen wir dann Waren (Müritz), den mit 21.100 Einwohnern auf 73 m ü.NN gelegenen Hauptort an der Müritz. Heute Zentrum der Urlaubsregion mit dem Müritzeum, dem größten Süßwasseraquarium für hemische Fische, wurde der Ort bereits 150 n. Chr. vom alexandrinischen Geografen Claudius Ptolemäus als Virunum erwähnt. Damit ist Waren einer der ersten Orte auf dem Mecklenburg Vorpommerns. Als Stadt wurde sie schließlich 1273 von Siedlern aus Westfalen gegründet.

 Nach einer kurzen Stärkung mit gutem Räucherfisch direkt vom Hafen setzen wir unseren Weg fort und passieren die Nossentiner / Schwinzer Heide mit ihren zahlreichen Seen. Das 355 km² große Gebiet wurde 1994 zum Naturpark erklärt und hat einen Waldantei von 56 % sowie einen Wasseranteil von 13 %. Auf der Damerower Weide kann man auch besondere „Ureinwohner“ dieser Gebiete: Im Wisentgehege werden die alten Rinder heute gezüchtet und bewahrt.

 Einige der zahlreichen Seen auf unserem Weg sind nach 70 km der Krakower See, mit 1.507 ha und 7,4 m Tiefe ein beliebtes Urlaubsziel, an seinem Obersee genannten Teil wurde bereits 1939 ein Naturschutzgebiet ausgewiesen. Kleiner und deutlich flacher ist der 770 ha große, aber nur 2,1 m tiefe Goldberger See, bei dem es durch die geringe Tiefe durch Algenwachstum im Sommer zu Sauerstoffproblemen kommen kann. Ganz anders präsentiert sich der benachbarte Dobbertiner See, den wir nach 85 km erreichen. Mit nur 364 ha ist er zwar kleiner, ist aber durchschnittlich 4,8 m tief und zeichnet sich durch seine gute Wasserqualität aus. Am Nordufer befindet sich Dobbertin mit seinem zugehörigen Kloster, früher eines der größten und reichsten Nonnenklöster des Benediktinerordens in Mecklenburg. Heute präsentiert sich das auf einer Halbinsel im Dobbertiner See gelegene Kloster als eine der am besten erhaltenen Klosteranlagen im Land und beherbergt Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung.

 Auf dem weiteren Weg an die Ostseeküste passieren wir noch den fischreichen, klaren 2.500 ha großen Sternberger See bei Kilometer 100, der Teil der Sternberger Seenlandschaft ist, sowie den Großen Wariner See bei Warin, der mit 2.600 ha noch etwas größer ist.

 Nach 151 km erreichen wir schließlich unser Tagesziel Wismar. Die 42.600 Einwohnerstadt liegt am südlichen Ende der durch die Insel Poel geschützten Wismarer Bucht an der Ostsee. Seit Jahrtausenden leben hier bereits Menschen. So zogen in der Völkerwanderung zogen die Germanen von hier ab, bis zum 12. Jahrhundert waren die Slawen hier heimisch. Die Stadt wurde schließlich 1226 durch den Fürsten Heinrich Borwin I. gegründet. Bereits 1259 trafen sich hier Gesandte aus Lübeck und Rostock, um einen Schutzvertrag gegen die Seeräuberei zu schließen. Dies bedeutete für Wismar den Beginn der Hansezeit, wodurch die Stadt zu bedeutendem Reichtum gelangen konnte. Dies ist auch an der schönen Altstadt erkennbar, die 1990 aufwändig saniert wurde und 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Zahlreiche Restaurant in der Altstadt laden zum Essen von Fangfrischem Ostseefisch ein. Zentrum der Altstadt ist der Marktplatz, der mit 100 x 100 Metern zu den größten in Norddeutschland gehört. Hier befindet sich auch das Wahrzeichen der Stadt, die Wismarer Wasserkunst, ein Laufbrunnen aus dem späten 16. Jahrhundert. Wenn wir die Zeit finden, lohnt sich auch ein Besuch des Wismarer Folklorefestivals, das hier vom 18.–24. Juli stattfindet.