Kaiser-Wilhelm-Koog – Bremen

 

Die heutigen 167 km führen uns über Cuxhaven und Bremerhaven nach Bremen. 26 km legen wir davon allerdings tatenlos auf der Fähre zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven zurück.

 Cuxhaven ist mit 48.260 Einwohnern die drittgrößte Stadt der niedersächsischen Nordseeküste und einer der größten Fischereihäfen. Der Name geht auf Koog zurück, eine niederdeutsche und skandinavische Bezeichnung für eingedeichtes Land. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Kugelbake, ein hölzernes Seezeichen das den Übergang von Unter- zu Außenelbe markiert und damit die Grenze für die Binnenschifffahrt anzeigt. Sehenswert ist hier unter anderem das Schloss Ritzebüttel aus dem 14. Jahrhundert, einer der ältesten erhaltenen Profanbauten der norddeutschen Backsteingotik in der Region. Am Hafen findet man die Alte Liebe sowie der sogenannte Windsemaphor B/H aus dem Jahr 1884, der den auf die Nordsee ausfahrenden Schiffen die Windrichtungen und –stärken auf den Inseln Borkum und Helgoland anzeigt.

 Der Wind ist es auch, der und auf den folgenden Kilometern zu schaffen machen könnte. Denn von Cuxhaven folgen wir dem Weserradweg direkt entlang der Küste. Da der Wind hier oft von der See bläst, müssen wir wohl mit unangenehmen Seitenwind rechnen – im Gegensatz zur Tour de France ist die Gefahr einer Windkante aber wohl relativ gering. Auf der Reise haben wir nun stets die Nordsee im Blick – ein Schelfmeer von durchschnittlich 94 m Tiefe. Die Ausdehnung der Nordsee beträgt ca. 1120 km von Nord nach Süd und 1000 km von West nach Ost. Damit hat die Nordsee eine Fläche von 575.000 km² sowie ein Volumen von 54.000 km³. Der Salzgehalt liegt durchschnittlich bei eher niedrigen 1,5–2,5 % nahe der Flussmündungen und steigt auf 3,5 % in der nördlichen Nordsee an. Durch zahlreiche Flüsse ist das Wasser im Meer innerhalb von etwa ein bis zwei Jahren komplett ausgetauscht. Alleine die Elbe bringt ca. 856 m³/s ein und es lassen sich das Wasser von Rhein und Elbe noch bis zur nordwestlichen Küste Dänemarks klar vom Seewasser unterscheiden.

 Durch die flache Niedersächsische Küste können bereits geringe Meeresspiegelerhöhungen beträchtliche Landflächen unter Wasser setzen. Da die Stürme aus Richtung Westen besonders häufig sind, sind insbesondere die südöstlichen Küstenabschnitte besonders von Sturmfluten gefährdet. Für die Wirtschaft wichtig ist die Ölförderung der 450 Bohrinseln, von denen die meisten im britischen Sektor der Nordsee liegen. Bedeutende Containerhäfen befinden sich in Rotterdam, Antwerpen, Hamburg sowie Bremen/Bremerhaven.

 Ein wichtiger Faktor der Ökologie in der Nordsee ist das hier vorhandene größte und artenreichste Wattenmeer der Welt. Der Begriff Wattenmeer wird dabei nur auf Flachküsten mit Schlick- oder Sandwatten angewandt. Hier wird unterschieden zwischen sublitoralen Bereichen, die unterhalb des mittleren Niedrigwasserstandes liegen, also in der Regel überflutet sind. Dazu zählen sogenannte Priele, also Rinnen in denen das Wasser abfließt. Größere Priele werden auch Seegatten genannt. Supralitorale Bereiche liegen oberhalb des mittleren Hochwassers, sind also in der Regel nicht überflutet. Hier entstehen Salzwiesen, auf denen sich erste Pflanzen ansiedeln. Der Bereich dazwischen, das eigentliche Watt, wird als eulitoraler Bereich bezeichnet. Um die empfindliche Flora und Fauna zu schonen, steht ein Großteil des Wattenmeeres unter Naturschutz. Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist mit 4.410 km² der mit Abstand größte Nationalpark Deutschlands. Davon liegen allerdings 68 % permanent unter Wasser und 30 % fallen periodisch trocken. Der Landteil besteht zum größten Teil aus Salzwiesen. 250 Tierarten des Wattenmeeres sind hier endemisch, zusätzlich gibt es hier besonders viele Schweinswale, Brandgänse und Seegräser.

 Nach 90 km kommen wir dann nach Bremerhaven, in die mit 114.030 Einwohner einzige Großstadt der deutschen Nordseeküste; zusammen mit Bremen ist Bremerhaven Deutschlands einziger Zwei-Städte-Staat. Bremerhaven streckt sich auf 15 km bei 11 km Breite und liegt auf dem Gelände sowie dem Deichvorland der ehemaligen, unvollendeten schwedischen Festungsstadt Carlsburg. Das Land wurde 1827 durch den Bremer Bürgermeister Johann Smidt wegen zunehmender Versandung der Weser von Hannover abgekauft. Bis 1960 entstand hier einer der größten Fischereihäfen Europas. Bedeutende Bauwerke sind unter anderem das Deutsche Schifffahrtsmuseum (erbaut 1972-75 von Hans Sharoun), welches das bedeutendste maritime Museum Deutschlands ist. Fünf Monate nach seiner Fertigstellung bewahrte die Kennedybrücke samt Sturmflutbauwerk die Stadt vor dem Untergang bei der Sturmflut 1962.

 Nach einer ordentlichen Stärkung im Fischereihafen machen wir uns auf den weiteren Weg an der Weser entlang nach Bremen (557.460 Einwohner, 11 m ü.NN) Die Geschichte Bremens reicht bis ins 1. Jahrhundert zurück, als auf einer langen Düne, geschützt vom Hochwasser, erste Siedlungen entstanden, die gleichzeitig Zugang zu einer Furt boten. Die später entstandene Stadt trat 1260 der Hanse bei. Durch den Freihandel blühte Bremen auf, was sich bis heute an vielen Baudenkmälern zeigt, die eine Besichtigung der Innenstadt lohnenswert machen. 1404 wurde der Bremer Roland auf dem Marktplatz errichtet. Die größte freistehende Statue des Mittelalters gilt heute als Wahrzeichen der Stadt. Sie verkündet und garantiert die Marktrechte und Freiheiten, die der Stadt angeblich verliehen worden waren. Die Bremer Stadtmusikanten, ebenfalls ein Bremer Wahrzeichen, sind an der Westmauer des Rathauses zu finden. An diesem Punkt endet die Deutsche Märchenstraße. Für uns endet hier diese Etappe mit einer ordentlichen Portion Knipp, einer Grützwurst und gleichzeitig Bremer Nationalgericht.