Neustadt a. d. Weinstraße - Achern

 

Die Deutsche Weinstraße ist eine der ältesten touristischen Straßen in Deutschland. Sie verläuft über 85 km von Süden nach Norden durch das Weinbaugebiet der Pfalz. Der Start an der Grenze zum französischen Elsass wird seit 1936 durch das Deutsche Weintor markiert. Am Ende der Straße, zu Rheinhessen hin, steht seit 1995 das Haus der Deutschen Weinstraße. Entlang der Route finden sich zahlreiche bekannte Weinorte. Viele tragen den Zusatz „an der Weinstraße“. Mit jährlich über 1800 Sonnenstunden besitzt das Gebiet, welches auch als „Toskana Deutschlands“ bezeichnet wird, ein Klima, das fast an die Mittelmeerländer erinnert. Es ist herrlich warm, es fällt infolge des westlich vorgelagerten Pfälzerwalds wenig Regen und kalte Luftmassen fließen entlang der Hänge schnell in die Rheinebene ab, wodurch nächtliche Spätfröste abgemildert werden. Hier gedeihen sogar Feigen, Kiwis, Pinien, Zypressen, Palmen, Bananen und Esskastanien. Nicht zu Letzt und vor allem der Wein läuft hier zu Hochformen auf. Der Anbau von Wein prägt die regionale Landwirtschaft nahezu vollständig.

Vom Wein möchten wir natürlich reichlich kosten. Entsprechende Weingüter und Winzer finden sich laufend entlang unseres Weges. Dieser Weg beginnt für uns in Neustadt a. d. Weinstraße und führt uns südwärts an Maikammer und Edenkoben vorbei nach Landau in der Pfalz. Im Jahre 1260 von Graf Emich IV. als vorgelagerte Befestigung für die Burg Landeck gegründet, erhielt es bereits 1274 Stadtrechte. Nachdem es im 14. Und 15. Jahrhundert an den Speyrer Bishof verpfändet war, erfolte 1511 die Auslösung durch den Kaiser. Nach dem Westfälische Frieden von 1648, in dem weite Teile des Elsass an Frankreich gelangten, wurde Landau, welches formal noch Deutsch war, vom Reich im Stich gelassen und gelangte unter französische Herrschaft. Zu der Zeit wurde Landau als Festung ausgebaut. Nachdem die Herrschaft im Spanischen Erbfolgekrieg mehrfach wechselte, fiel es 1714 im Frieden von Rastatt erneut an Frankreich und verblieb dort bis zur Befreiung von Napoleon, nach der es zunächst Österreich zugesprochen wurde. Bereits 1816 wurde es aber mit der gesamten Pfalz per Staatsvertrag an Bayern abgetreten. Da nun die Grenze weiter westlich verlief, wurde die Festung geschleift und Landau weiter ausgebaut.Durch Weinhandel war es Ende des 19. Jahrhunderts die wohlhabendste Stadt der Pfalz. Weinhandel bestimmt auch heute noch die Wirtschaft, so sind in der Gemeinda 2.039 ha bestockt, was Landau zur größten Pfälzer Weinbaugemeinde macht. Daneben wird an 68 Stellen auch Erdöl gefördert. Sehenswert ist vor allem die Innenstadt mit zahlreichen barocken und klassizistischen Gebäuden.

Wir lassen Bad Bergzabern rechts liegen und erreichen bald den Bienwald. Das 120 km² große Landschaftsschutzgebiet liegt auf einer Niederterrasse des Rheins an der Grenze zu Frankreich. Charakteristisch ist hier eine Vielfalt von Biotopen auf einer großen Gesamtfläche. So wechseln trockene und feuchte, arme und reiche Standorte ab. An feuchten Stellen können so seltene Erlenbruchwälder gedeihen, während auf den bis zu 3 m hohen Dünen lichte Eichen- und Kiefernwälder beheimatet sind. Auch die Fauna zeigt sich artenreich, u. a. mit dem einzigen europäischen Tieflandvorkommen der Wildkatze mit ca. 45 – 60 Individuen. Am Rande des Bienwalds fließt die hier die Grenze zu Frankreich bildende Lauter, die sich in ihrem natürlichen Verlauf in großen Schleifen durch die Auen windet.

An der Mündung der Lauter, bei Neuburg, sind wir dann ein weiteres Mal am Rhein, der sich hier in die Oberrheinische Tiefebene eingegraben hat. Die Ebene entstand durch einen tief in die Erdkruste reichenden und mit Sedimenten verfüllten Grabenbruch, der als Oberrheingraben bezeichnet wird. Im Oberrheingraben herrscht eine besondere Wetterlage: durch häufige Südwest-Wetterlagen mit Luftmassen aus dem westlichen Mittelmeerraum und Föhneffekte durch absinkende Luft an der westlichen Grabenbruchkante findet man hier die mildesten Winter und die wärmsten Sommer in Deutschland bei geringen bis mäßigen Niederschlägen. Dafür verzeichnet die Region eine erhöhte Seismizität. Ungefähr alle zehn Jahre sind überregional wahrnehmbare seismische Erschütterungen mit Stärken größer als 5 und leichten Schäden zu erwarten. Zwar lassen sich Erdöl, Kies, Sand und Ton aus der bewegten Erde gewinnen, viel wirtschaftlicher ist jedoch die Ausnutzung des sedimentreichen, fruchtbaren Bodens und der guten klimatischen Bedingungen für die Nahrungs- und Genussmittelproduktion, wie bereits im Abschnitt „Deutsche Weinstraße“ erwähnt.

Auf der anderen Seite des Rheins schwenken wir nach Süden ein und erreichen so bald Rastatt. Mit 48.050 Einwohnern steht es etwas im Schatten des nördlich gelegenen Karlsruhe. Um 1084 erstmals urkundlich erwähnt, wurde fast die gesamte Stadt 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen niedergebrannt. Die Siedlung wurde jedoch wieder aufgebaut, und ab 1697 entstand ein Jagdschloss des Markgrafen Ludwig Wilhelm, der dann 1699 den Umbau in eine Residenz, das Schloss Rastatt anordnete. 1700 erhielt Rastatt dann Stadtrechte.

Auf dem weiteren Weg in Richtung Süden passieren wir Baden-Baden. Baden-Baden hat, ähnlich wie Rastatt, 54.160 Einwohner und war einstige Residentstadt der Markgrafenschaft Baden. Heute ist sie bekannt als Kur- und Bäderstadt. Bereits die Römer nutzten die hier am Rand des Schwarzwalds entspringenden heißen Thermalquellen, welche mit der Erlaubnis des Markgrafen Friedrich II. ab 1306 für Bäder genutzt wurden. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde Baden-Baden von französischen Truppen niedergebrannt, in dessen Folge auch der Bäderbetrieb zum Erliegen kam. Mit dem Rastatter Kongress wurde die Stadt am Ende des 18. Jahrhunderts wieder entdeckt und vom badischen Staat zum mondänen Kurort ausgebaut. Viele herrschaftliche Gäste machten den Ort zur Sommerhauptstadt Europas.

In Achern, am Fuße des nördlichen Schwarzwaldes mit der Hornisgrinde am Eingang des Achertals, endet die heutige Etappe. Achern hat 25.000 Einwohner und eine Kapelle mit rundem Ecktürmchen als Wahrzeichen. Die Menschen hier nennen ihre St.-Nikolaus-Kapelle auch liebevoll Klauskirchl.