Ziegenrück – Grimma

 

Der zweite Tag beginnt zunächst mit einem Anstieg aus dem Saaletal von 320 m auf ca. 520 m ü.NN, wobei wir das Plothener Teichgebiet passieren, das im Mittelalter von Mönchen angelegt wurde und der Fischzucht diente. Nach teilweiser Renaturierung sind von einst ca. 1600 Teichen noch 600 Teiche vorhanden, die als Touristenattraktion vor allem bei Anglern und Radwanderern beliebt sind. Über Auma erreichen wir das Tal der Weida mit der Weidatalsperre, die Anfang der 1950er Jahre erbaut wurde und als Trinkwassertalsperre diente. Nachdem die Trinkwasserschutzzone 2012 aufgehoben wurde, dient sie heute hauptsächlich dem Hochwasserschutz und der Niedrigwasseraufhöhung.

 Ein paar Kilometer flussabwärts liegt die Stadt Weida (km 42) mit 8.800 Einwohnern. Die dortige Osterburg aus dem 12. Jahrhundert war über lange Zeit Sitz der Vögte von Weida, ihr imposanter Bergfried ist der dritthöchste und einer der am besten erhaltensten Deutschlands. Das Stadtrecht besteht seit 1209.

 Kurz hinter Weida mündet der gleichnamige Fluss dann in die Weiße Elster, der wir bis Gera (km 55) folgen. Mit 96.000 Einwohner ist Gera (194 m ü.NN) die drittgrößte Stadt Thüringens, liegt im östthüringischen Hügelland und gehört zur Metropolregion Mitteldeutschland. Gera war ursprünglich die Bezeichnung des Elstertalabschnitts, in dem sich die Stadt heute befindet. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahre 995, in der Folgezeit war Gera Landeshauptstadt des Fürstentums Reuß und zur Blütezeit der Stoff- und Tuchindustrie eine der reichsten Städte Deutschlands. Aus dieser Zeit rührt die hohe Anzahl an Villen in den Stadtteilen Untermhaus und Heinrichsgrün.

 Aus dem Tal der Elster steigt unsere Route dann auf wieder fast 300 m. ü. NN. an und wir durchqueren die Ausläufer des Erzgebirgsvorlands, bis wir nach ca. 90 km Altenburg auf 202 m ü.NN erreichen. Die 33.000 Einwohnerstadt ist besonders durch das hier nach 1810 erfundene Kartenspiel Skat bekannt. 1832 wurde die Spielkartenfabrik der Gebrüder Bechstein gegründet. Diesem Umstand verdankt Altenburg den Skatbrunnen am Marktplatz Der Brühl, das einzige Denkmal für ein Kartenspiel. Viele Spieler taufen im Brunnen ihre Karten, was Glück bringen soll. Starke Besiedlung in dem Gebiet ist aber schon für die Zeit zwischen 1300 und 700 v. Chr. nachgewiesen, die erste urkundliche Erwähnung stammt von 976, dem 928 die Slawenunterwerfung östlich der Elbe-Saale-Linie durch Heinrich I. samt Gründung der Markgrafschaft Meißen vorausgegangen war. Sehenswert ist der Besuch des Schlosses mit seiner Einrichtung aus dem 18. Jahrhundert, das Spielkartenmuseum sowie das Museum der Altenburger Destillerie und Liquerfabrik.

 Nach dem Passieren der sächsischen Grenze erreichen wir die Eschefelder Teiche, ein 562 ha großes Gebiet welches im 18. Jh. durch das Rittergut Frohburg zur Fischzucht angelegt wurde. Heute sind die Teiche ein bedeutendes Nahrungs-, Brut- und Rastgebiet für Wasservögel. Im Teichhaus befinden sich eine NABU-Station sowie ein Restaurant mit lokalen Spezialitäten, sodass auch wir eine Raststation vorfinden, an der wir uns hoffentlich mit einer guten Portion Altenburger Mutzbraten stärken können.

 Über den Kurort Bad Lausick erreichen wir dann nach 126 km unser Tagesziel Grimma. Die Stadt liegt auf 128 m ü.NN an der Mulde und geht zurück auf eine Siedlung, die Markgraf Otto der Reiche 1170 anlegte. Später wurde Albrecht der Beherzte, Stammvater des sächsischen Königshaus, hier geboren. Grimma stand im 14. Jh. in der wirtschaftlichen Blüte. 1528 floh Katharina von Bora, die später Frau Martin Luthers wurde, aus dem Kloster Nimbschen. Die heute 28.000 Einwohner zählende Stadt liegt an der Grenze zwischen der Leipziger Tieflandsbucht und dem Nordsächsischen Platten- und Hügelland. Erstere ist eine fruchtbare und ursprünglich wald- und gewässerreiche Landschaft zwischen Dübener Heide, Elbe, Erzgebirgsvorland und Saale, die sich dann durch Ackerbau und Braunkohleabbau stark gewandelt hat. Entstanden ist sie als Ausgleichsbewegung bei der Bildung von Erzgebirge und Vogtland. Das Nordsächsische Platten- und Hügelland ist ein Teil des sächsischen Lössgefildes, ein fruchtbares Gebiet mit mächtigen Decken aus Sedimenten der Weichselkaltzeit. Mit nur 5% Waldanteil dominiert hier die ackerbauliche Nutzung. Charakteristisch für die Altmoränenlandschaft sind flachwellige bis hügelige Landschaften.